Im Erwachsenenalter gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Bereichen, in denen wir Sie mit der logopädischen Behandlung unterstützen können. Ob nach einem Schlaganfall, nach einer Kiefer-Operation, beim Stottern oder bei Problemen mit der Stimme – wir sind für Sie da und planen gemeinsam mit Ihnen eine individuell abgestimmte logopädische Therapie nach Ihren Vorstellungen. Wir arbeiten möglichst eng mit Angehörigen, anderen Therapeut*innen und Pflegepersonal zusammen. Informieren Sie sich hier über die unterschiedlichen Störungsbilder, die im Erwachsenenalter auftreten können.
Logopädie für Erwachsene
Neurologische Störungsbilder
Aphasie - Sprachstörung
Eine Aphasie ist eine neurologische Sprachstörung aufgrund einer Schädigung im Gehirn. Die Ursachen sind beispielsweise Schlaganfall, Hirnblutung, Schädel-Hirn-Trauma oder Ähnliches. Bei einer Aphasie kann das Verstehen von Sprache, die Sprachproduktion, das Lesen und/oder das Schreiben beeinträchtigt sein. Betroffene sind sehr häufig in ihrer allgemeinen Kommunikation eingeschränkt: es kommt zu Wortfindungsstörungen, unvollständigen Sätzen, Lautvertauschungen etc.
In der logopädischen Diagnostik werden alle Bereiche, die betroffen sein können, untersucht und daraufhin eine spezifische und möglichst alltagsnahe Therapie gemeinsam mit den Patient*innen geplant.
Sprechapraxie - Sprechplanungsstörung
Eine Sprechapraxie ist eine neurologische Sprechstörung aufgrund einer Hirnschädigung in Form eines Schlaganfalls, einer Hirnblutung, eines Schädel-Hirn-Traumas oder Ähnlichem. Bei einer Sprechapraxie ist die Sprechplanung und damit die motorische Ausführung des Sprechens betroffen; die Programmierung der Sprechbewegungen im Gehirn funktioniert nicht korrekt. Es kommt zu Lautvertauschungen und -verzerrungen mit einer hohen Sprechanstrengung. Dieses Störungsbild kann auftreten, wobei das Sprachverständnis, die Wortfindung und Grammatik intakt sind. Auch eine Kombination mit anderen neurologischen Störungen ist möglich.
In der Logopädie wird anfangs untersucht, ob eine isolierte Sprechapraxie oder eine Kombination mit einer Aphasie oder Dysarthrie vorliegt. Im Anschluss planen wir gemeinsam eine auf Sie abgestimmte logopädische Therapie.
Dysarthrie / Dysarthrophonie - Sprechstörung
Eine Dysarthrie ist eine Beeinträchtigung der Sprechmotorik, bei der die Ursache in einer Schädigung oder Erkrankung des Nervensystems liegt. Beispielsweise nach einem Schädel-Hirn-Trauma oder bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Chorea Huntington oder multipler Sklerose.
Die Aussprache aber auch die Sprachmelodie, der Sprechrhythmus und die Stimme können betroffen sein. Die logopädische Behandlung baut auf einer ausführlichen Diagnostik auf und ist speziell auf die individuell betroffenen Bereiche abgestimmt.
Dysphagie - Schluckstörung
Bei einer Dysphagie handelt es sich um eine Störung des Schluckens, d.h. Speichel, Nahrung oder Flüssigkeiten können nicht mehr reibungslos vom Mund in den Magen befördert werden. Ursachen einer Dysphagie können ein Schlaganfall, ein Schädel-Hirn-Trauma, Tumore im Mund-/Halsbereich oder neurodegenerative Erkrankungen wie Morbus Parkinson, ALS oder multiple Sklerose sein.
Es gibt verschiedene Ausprägungsgrade einer dysphagischen Störung, jedoch kann bei allen Schweregraden ein Abrutschen von Speichel, Nahrung oder Flüssigkeiten in die Atemwege eintreten und dort eine Lungenentzündung auslösen. Gerade im fortschreitenden Lebensalter kann dies lebensbedrohlich werden. Meistens kann bei einer Dysphagie häufiges Verschlucken beim Essen beobachtet werden, wobei die Schutzreflexe – das Husten & Räuspern – aktiv werden.
In der logopädischen Befundung beurteilen wir die Schluckstörung nach ihrer Ausprägung und den Auswirkungen. Daraufhin passen wir in enger Absprache mit Ärzt*innen, Pflegepersonal und Angehörigen die Nahrungsaufnahme an – hierbei achten wir darauf, dass keine Mangelernährung eintritt.
Durch gezielte Mobilisierung und Training der am Schlucken beteiligten Muskulatur unterstützen wir unsere Patient*innen beim Kostaufbau oder dem längstmöglichen Erhalt der Nahrungsaufnahme.
Neurologische Syndrome
Es gibt unterschiedliche neurologische Krankheiten und Syndrome, die Menschen verschiedenen Alters betreffen können. Im Rahmen neurodegenerativer Erkrankungen wie Morbus Parkinson, amytropher Lateralsklerose (ALS), multipler Sklerose, Myasthenia Gravis, und Chorea Huntington ist es sehr wahrscheinlich, dass Patient*innen in einer Phase ihrer Erkrankung logopädische Unterstützung benötigen. Ebenfalls können Sprach-, Sprech-, Stimm- oder Schluckstörungen als Folge eines Syndroms wie bspw. dem Guillan-Barré-Syndrom auftreten.
Die logopädische Behandlung unterscheidet sich je nach Grunderkrankung, dem spezifischen Krankheitsverlauf und den individuellen Symptomen. In der Logopädie erstellen wir ein auf Sie zugeschnittenes Behandlungsprogramm und arbeiten eng mit Angehörigen, Pflegepersonal und Ärzt*innen zusammen. Nach ärztlicher Verordnung führen wir selbstverständlich auch Hausbesuche durch.
Gesichtslähmung / Fazialisparese
Bei der Fazialisparese kommt es aufgrund einer Schädigung des Gesichtsnervs (Nervus facialis) zu einer meist einseitigen Lähmung der Gesichtsmuskulatur. Diese Lähmung kann sich über die gesamte Gesichtshälfte erstrecken oder nur Teile der Gesichtsmuskulatur betreffen. Der Fazialisnerv kann durch bakterielle oder virale Infektionen, bei operativen Eingriffen, Verletzungen oder durch Tumore direkt oder indirekt geschädigt werden. Ebenfalls können verschiedene neurologische Schädigungen (Schlaganfall, Hirnblutung, Schädel-Hirn-Trauma) die Ursache einer Fazialisparese sein.
Da der Fazialisnerv die gesamte mimische Muskulatur versorgt sind willkürliche Bewegungen der betroffenen Muskulatur, wie zum Beispiel der Lidschluss, das Stirn runzeln, lächeln oder pfeifen nicht mehr oder nur schwer möglich. Zusätzlich kann die Produktion der Tränenflüssigkeit und des Speichels sowie die Geschmacksempfindung beeinträchtigt sein.
Die betroffene Gesichtshälfte „hängt“ nach unten, da die Muskelspannung nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. Daraus können Schwierigkeiten beim Essen und Trinken, zum Beispiel das Herauslaufen von Speichel/Flüssigkeiten, Schwierigkeiten beim Sprechen oder eine undeutliche Aussprache, resultieren. In der logopädischen Therapie trainieren wir die mimische Muskulatur und bauen die Muskelfunktionen wieder auf.
Weitere Störungsbilder
Dysphonie - Stimmstörung
Bei einer Stimmstörung verändert sich der Klang der eigenen Stimme – sie kann rau, heiser, dünn, leise, laut, kratzend, knarrend, hoch oder tief klingen. Oftmals wird dies von Missempfindungen im Hals wie einem Kloßgefühl, Schluckbeschwerden, Trockenheit oder einem Räusperzwang begleitet. Stimmstörungen können verschiedene Ursachen haben und werden deshalb in funktionelle und organische Dysphonien unterteilt. Funktionelle Stimmstörungen haben ihre Ursache in einem „falschen“ Stimmgebrauch. Die Stimme wird durch unphysiologisches Atmen, Sprechen oder Singen strapaziert. Geschieht das mit sehr viel Druck und Spannung sprechen Logopäd*innen von einer hyperfunktionellen Stimmstörung. Häufig klagen Betroffene auch über Rücken- und Nackenschmerzen, ein unangenehmes Gefühl im Kehlkopfbereich und Anstrengung beim Sprechen.
Von einer hypofunktionellen Stimmstörung sprechen wir, wenn die Stimme eher leise und dünn klingt, wenig belastbar ist oder viel Atemluft beim Sprechen verloren geht. Organische Stimmstörungen haben ihre Ursache in erworbenen oder angeborenen Veränderungen an den Stimmbändern, dem Kehlkopf oder dem Sprechapparat.
Aussprachestörungen
Im Erwachsenenalter kann es durch Gewohnheiten oder auch Unfälle und Operationen zu verschiedenen Aussprachestörungen kommen. Artikulationsstörungen sind grundsätzlich bei allen Sprachlauten möglich. Am häufigsten sind jedoch die Zischlaute – das „s“, „sch“ und „ch“ betroffen.
Myofunktionelle Störungen
Eine myofunktionelle Störung oder orofaziale Dysfunktion beschreibt eine Dysbalance der Muskulatur im Gesichts- und Mundbereich. Dabei können die Wangen-, Lippen-, Zungen- und Kaumuskulatur betroffen sein.
Hierdurch kann es zu strukturellen Auffälligkeiten wie Zahnfehlstellungen mit einem offenen Biss oder Vorstehen der Schneidezähne, einem schmalen Gaumen oder Problemen beim Kauen und Nahrungsaufnahme kommen. Oftmals drückt die Zunge beim Schlucken nach vorn oder seitlich gegen die Zähne (viscerales Schluckmuster).
Stottern / Poltern
Als Stottern wird eine Redeflussstörung beschrieben, bei der es zu Wiederholungen „Ku-Ku-Kuchen“, Blockaden „K __ uchen“ oder Dehnungen „Kuuuuu-chen“ von Lauten, Silben oder Worten kommt. Der natürliche Sprechfluss wird durch eine neurologisch bedingte Fehlsteuerung der Sprechmotorik immer wieder unterbrochen.
Bei vielen Menschen entwickeln sich mit der Zeit sogenannte Sekundärsymptome wie Augenflattern, Verkrampfungen der Gesichtsmuskulatur oder zusätzliche Körperbewegungen. Zusätzlich ist das Sprechen durch das Stottern oftmals mit Scham- oder Angstgefühlen verbunden. In unserer Praxis führen wir zu Beginn eine Beurteilung der Quantität und Qualität der individuellen Stottersymptomatik durch und erstellen auf dieser Grundlage Ihr persönliches Therapieprogramm.
Rhinophonie (Näseln)
Eine Rhinophonie, also ein Näseln kann entweder durch eine organische Störung wie bei einer Lähmung des Gaumensegels oder eine funktionelle Störung, d.h. eine Angewohnheit sein. Hierbei gibt es zwei verschiedene Ausprägungen:
Hyponasalität – beim Sprechen entweicht zu wenig Luft durch die Nase; die Stimme klingt verschnupft und gedämpft.
Hypernasalität – beim Sprechen entweicht zu viel Luft durch die Nase; die Stimme klingt sehr hauchig und ist schwer zu verstehen.
Kieferbeschwerden (Cranio-mandibuläre Dysfunktion - CMD)
Die Cranio-mandibuläre-Dysfunktion ist eine Funktionsstörung des Kausystems oftmals aufgrund einer Kieferfehlstellung. Betroffene klagen über ein Knacken des Kiefers, Kopfschmerzen, Nacken- und Rückenschmerzen sowie nächtlichem Knirschen oder Zähne zusammenpressen, teilweise kommt es auch zu Tinnitus. Das Essen wird häufig zu einer schmerzhaften Erfahrung und die Kaukraft geht verloren.